Ingenieure ohne Grenzen e.V. ist eine gemeinnützige und unabhängige Organisation der Entwicklungszusammenarbeit. Seit der Gründung im Jahr 2003 unterstützt sie Menschen im Globalen Süden dort, wo technische Zusammenarbeit nötig und möglich ist. Mit dem Fokus auf lokalen Begebenheiten angepasste technische Lösungen setzt sie in enger Zusammenarbeit mit lokalen Partnern weltweit Projekte um, die technische Basisinfrastruktur schaffen und das tägliche Leben vieler Menschen nachhaltig verbessern.
Schwerpunkt der Arbeit sind der Aufbau einer Grundversorgung mit Wasser, Strom und Sanitäranlagen sowie der Aufbau von Bildungseinrichtungen. Ingenieure ohne Grenzen wird von einem breiten ehrenamtlichen Engagement getragen. Die Projektarbeit folgt klaren Prinzipien: Nachhaltigkeit, partnerschaftliche Zusammenarbeit und Hilfe zur Selbsthilfe. Es kommen bevorzugt regionale Materialien und Technologien zum Einsatz, die vor Ort bekannt und verfügbar sind Wissenstransfer ist ein zentrales Element der Arbeit. Durch Schulungen und Workshops wird sichergestellt, dass Projekte nach ihrer Fertigstellung von den Menschen vor Ort eigenständig betrieben, gewartet und weiterentwickelt werden können. Ingenieure ohne Grenzen ist nicht nur international aktiv. Auch in Deutschland leistet die Organisation Bildungsarbeit, um ein Bewusstsein für globale Herausforderungen zu schaffen und den interkulturellen Austausch zu fördern
Regionaler Fokus, globale Wirkung
Die
Regionalgruppen Münster und Ostwestfalen-Lippe von Ingenieure ohne Grenzen e.V.
zeigen, dass ehrenamtliches Engagement nicht nur lokal, sondern auch
global etwas bewegen kann. Seit ihrer Gründung im Jahr 2008 engagieren sich
hier Menschen aller Alters- und Berufsgruppen, um nachhaltige
Infrastrukturprojekte in Ländern des Globalen Südens umzusetzen. Aktuell setzt sich
die Projektgruppe gemeinsam mit der lokalen Partnerorganisation Suubi Community
Projects Uganda dafür ein, die Lebensbedingungen von sehbeeinträchtigten
Kindern und Jugendlichen am Centre for the Blind in Iganga, Uganda, nachhaltig
zu verbessern. Ziel ist es, eine sichere und barrierefreie Infrastruktur zu
schaffen, die den besonderen Bedürfnissen dieser Gemeinschaft gerecht wird.
Neue Perspektiven für sehbeeinträchtigte Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrerinnen und Lehrer in Iganga,Uganda
Im Centre for the
Blind in Iganga, Uganda, leben derzeit 16 sehbeeinträchtigte und blinde
Schülerinnen und Schüler in einer nicht barrierefreien und teils baufälligen
Infrastruktur wie z.B. maroden Sanitäranlagen, überfüllten Schlafsälen mit
mangelnder Privatsphäre und ohne visuelle oder haptische Hilfestellungen. Diese
Bedingungen erschweren den Alltag der sehbeeinträchtigten und blinden
Schülerinnen und Schüler erheblich. Während es in Deutschland viele
Möglichkeiten und strukturelle Anpassungen für blinde und sehbeeinträchtigte
Menschen gibt, sind diese vor allem im ländlichen Uganda mit großen
Herausforderungen bis hin zu Missgunst und Gewalt konfrontiert. Das Ziel des
Projektes am Iganga Centre for the Blind ist es, die Lebens- und
Lernbedingungen für sehbeeinträchtigte und blinde Menschen zu verbessern und
die Öffentlichkeit für deren Bedürfnisse und Möglichkeiten in der Region Iganga
zu sensibilisieren. Um dieses Ziel zu erreichen, soll das Center for the Blind
barrierefreie Wohnunterkünfte für die sehbeeinträchtigten Schülerinnen und
Schüler und Lehrerinnen und Lehrer erhalten, damit sie außerhalb des
Schulunterrichts einen bedarfsgerechten, sicheren und inspirierenden Ort zum
Wohnen, Lernen und Spielen haben. Die nächsten bevorstehenden Schritte bis 2026
und darüber hinaus sind: die Reparatur der bestehenden Unterkünfte, der Bau
eines Zauns um das Gelände zum Schutz der Schülerinnen und Schüler, der Bau
neuer Schlafsäle für die Schülerinnen und Schüler, der Bau von Unterkünften für
das Betreuungspersonal und Lehrerinnen und Lehrer, der Bau einer Küche und
eines Speisesaals, der Bau von barrierefreien Sanitäranlagen sowie die
Ausstattung der Wege mit einem Blindenleitsystem.
Barrierefreies Bauen: Mehr als nur Technik
Besonderes Augenmerk wird auf barrierefreies Design
gelegt. Da die Schülerinnen und Schüler in der schulischen Ausbildung in der
Anwendung der Brailleschrift zur Unterstützung ihrer Kommunikation geschult
werden, wird diese international anerkannte Blindenschrift als fühlbares
Element in das Wegeleitsystem integriert. Am Eingang und auf den
Verbindungswegen innerhalb des Zentrums wird dieses System zur Orientierung
eingesetzt. Darüber hinaus werden alle Häuser und relevanten Räumlichkeiten in
Brailleschrift markiert. Unterstützend werden die Wege mit verschiedenen
Materialien gestaltet um die Schülerinnen und Schüler zu leiten. Da die
einzelnen Funktionen des Centre getrennten Gebäuden zugeordnet sind, werden
deren Eingänge durch stark kontrastierende Farben hervorgehoben. Diese
Maßnahmen erleichtern die Orientierung auf dem Gelände. Innerhalb der Gebäude
werden die einzelnen Schlaf- und Funktionsbereiche ebenfalls farblich markiert.
Die Gebäude sollen über rollstuhlgerechte Rampen erreichbar sein, Handläufe sollen
Halt und Orientierung bieten. Die Planung der Sanitäranlagen berücksichtigt die
vor Ort etablierten Systeme sowie die Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten. Auch
hier wird auf Barrierefreiheit geachtet und Hilfsmittel für die besonderen der
sehbeeinträchtigten Nutzer entwickelt.
Reise nach Uganda: Ein Projekt mit Herz
Im November 2024 reisten vier Projektmitglieder nach Uganda, um den Bedarf vor Ort zu analysieren, Pläne zu konkretisieren und erste Maßnahmen vorzubereiten. Der Austausch mit der lokalen Bevölkerung und lokalen Organisationen stand im Mittelpunkt, um langfristige, kulturell angepasste und nachhaltige Lösungen zu gewährleisten. Vor Ort wurden Gespräche mit Lehrerinnen und Lehrern, Schülerinnen und Schüler und Gemeindevertreterinnen und Gemeindevertreter geführt, um die Pläne an die Bedürfnisse der Beteiligten anzupassen. Zu den Hauptzielen des Projekts gehören der Bau eines neuen Schlafsaals und barrierefreier Sanitäranlagen. "Viele der Kinder leben unter unzumutbaren Bedingungen", berichtet das Teammitglied Martin Liebrand, der nach Iganga reiste. "Wir wollen ihnen einen sicheren Raum schaffen, in dem sie lernen, spielen und einfach Kinder sein können." Neben technischen Aufgaben wie den Vermessungen und der Erstellung von Bauplänen standen auch kulturelle Begegnungen im Fokus der Reise. "Die Herzlichkeit der Menschen vor Ort hat uns tief beeindruckt", ergänzt der Projektleiter Alexander Rolf. "Dieser Austausch hat uns motiviert, das Projekt mit noch mehr Energie voranzutreiben." Nach ihrer Rückkehr aus Uganda steht die Projektgruppe nun vor wichtigen Aufgaben: Die neu identifizierten Interessengruppen müssen in das Projekt eingebunden werden, die Bauplanungen angepasst und die Ausschreibungsunterlagen vorbereitet werden. Bereits im Frühjahr 2025 soll mit den ersten Bauarbeiten begonnen werden. Derzeit wird an der Detailplanung, der Ausschreibung und der Finanzierung gearbeitet. Um die Umsetzung weiter zu optimieren, werden auch Expertinnen und Experten der Christoffel Blindenmission eingebunden. Gemeinsam schaffen wir bessere Bedingungen und Zukunftsperspektiven für sehbeeinträchtigte und blinde Schülerinnen und Schüler in Iganga
Ein Aufruf zur Unterstützung
Das Uganda-Projekt zeigt, wie technisches Wissen und ehrenamtliches Engagement dazu beitragen können, Brücken zwischen Kulturen zu bauen und die Lebensqualität von Menschen nachhaltig zu verbessern. Ingenieure ohne Grenzen lebt von der Unterstützung durch Spenden und freiwillige Helferinnen und Helfer. Wenn Sie sich für die Arbeit der Organisation interessieren, finden Sie weitere Informationen auf der Website www.ingenieure-ohne-grenzen.org. Egal ob durch eine Mitgliedschaft, eine Spende oder Ihre fachliche Expertise – jede Unterstützung hilft, Projekte wie das in Iganga möglich zu machen
Ein Bericht von Clara Jeggle, Ingenieure ohne Grenzen